Oct. 11, 2017

BALANCE WITHIN BINDS

«Ein Objekt in Bewegung ist weder dort, wo es ist, noch dort, wo es nicht ist» – so die Implikation von Zenons berühmtem Paradox. 
Wäre das Leben eine Gerade, dann gäbe es wenig Grund zur Besorgnis, wir wüssten, alles verläuft nach Plan und eben geradlinig.
Doch wissen wir nur zu gut, dass das Leben in Kurven verläuft. Geht die Kurve in die Steigung, bedarf es mehr Ausdauer und Mut, neigt sie sich zur Senkung, dann gilt es, mehr in die Knie zu gehen, etwas zu bremsen und den Durchhaltewillen zu besitzen, um zu wissen, dass dieses Tief wieder von einer Geraden abgelöst wird.
Wir alle gehen im Laufe des Lebens sämtliche Formen von Bindungen ein. Sie verlangen Hingabe, Ausdauer, Vertrauen und Kompromisse. Bindungen haben verschiedenste Gesichter, sie zeigen sich in Form von Beziehungen, Arbeitsverhältnissen, Abhängigkeiten, Verschlüssen oder erklären den Zusammenhalt von Atomen innerhalb von Molekülen. Sie können sich aber auch in Form von Limitationen äussern, etwa körperlich.
Solche Limitationen können finanzieller Natur sein, sie zeigen sich aber auch in Form von mentalen Glaubenssätzen. Oft beschreiben sie eine Blockade, ein körperliches Eingeschränktsein, ein Minimum an Möglichkeiten oder gar die Unzulänglichkeit Dinge zu sehen, die wir nicht kennen.
Wir gehen etwas ein, das uns in unserer Alleinheit etwas einschränkt, dies muss aber in keinster Hinsicht etwas Schlechtes bedeuten. Die Bindung bildet eine Struktur, einen Rahmen, sie verbindet, regelt sich intern und dies meist durch Verständigung und Vereinigung. Zugleich können diese Bindungen einengen, Platz rauben, einschränken, Dissonanz aufweisen und Kompromisse verlangen.  Wie finden wir die richtige Schnittstelle zwischen den angenehmen und weniger angenehmen Aspekten einer solchen Verknüpfung?
Wir balancieren entlang dieser Kurve, wissend, wann die Steigung Risiko und Mut erfordert und wann die Neigung Bescheidenheit, Ruhe und Ausdauer verlangt. Die einzelnen Punkte verbinden wir durch ein feines Navigieren der Nuancen, die sich schliesslich zu Linien formen. Balance ist nie statisch, es ist ein Akt der Bewegung. Gekonnt und nicht gekonnt. Die Balance liegt darin, in Zeiten der Knappheit Fülle zu finden, in Momenten der Not, Sicherheit zu spüren, Enge durch Raum zu ersetzen und Übermut durch Bescheidenheit zu lindern. Wenn wir über die Stränge schlagen, finden wir zurück zur Moderation und wenn wir uns klein halten sollten wir lernen, Anspruch zu stellen. All dies ist ein Kalibrieren von Zuständen, ein Galoppieren im Schritttempo, ein Scheitern und manchmal ein Gelingen.
Lernen wir in diesen Reduktionen unserer eigenen Ganzheit den Freiraum zu finden und zugleich gegebene Grenzen anzunehmen, sie als Chance zu sehen, uns in diesem Rahmen zurechtzufinden, mit all dem, was uns gegeben ist, dann findet diese Balance auf natürlichste Art und Weise statt.

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